Montag, 12. Januar 2015

Na und?

Während meiner zwölfjährigen Schulzeit habe ich mich fortwährend gefühlt, als gehörte ich nicht zur Generation meiner Klassenkameraden, mehr wie ein außenstehender Beobachter. Das soll nicht eingebildet klingen oder so, aber es ist eben so, ich stand zumeist auf Seiten der Lehrer, wenn es Konflikte gab.
Worauf ich dabei jetzt eigentlich hinauswollte: Ich war wohl in einer guten Position, um zu sehen, dass es die meisten einfach nicht interessiert. Was? Alles. Ich musste mitansehen, wie sich Schüler eines Gymnasiums gegenseitig mit gewissen verfassungsfeindlichen Parolen begrüßten. [Ich möchte anmerken, dass wir nicht zu der Sorte Schule gehörten, die im Geschichtsunterricht durchgehend das Dritte Reich behandelte, tatsächlich hatten wir das in der neunten oder zehnten Klasse und kamen dann in der Oberstufe nicht weiter als zu Bismarck.] Wie sie die Abwesenheit des Lehrers ausnutzten, um Leistungskontrollen zu fotografieren, die in der nächsten Stunde geschrieben werden sollten. Beinahe hätten sie die Dreistigkeit besessen, sich mit Andeutungen öffentlich darüber lustig zu machen. Und weil ich ein feiges Stück Dreck bin, hab ich das niemals gesagt, gerade ihm nicht. (Hätten sie diese Andeutungen wirklich gebracht, hätte ich es aber getan.)
Worauf ich wirklich hinaus will: Ich schäme mich, Teil einer Generation zu sein, denen grundlegende Vorstellungen von Moral dermaßen abgehen. In der die mit den leersten Köpfen am lautesten schreien. Aber es sind ja nicht nur sie.

Diese Stumpfheit, Gedankenlosigkeit und mangelndes Interesse an den Zusammenhängen in der Welt ist weit verbreitet. Wir sehen es an der niedrigen Wahlbeteiligung. An Aussagen wie "Ist ja auch egal, wer an die Macht kommt, es ändert sich eh nichts." Ja, die Demokratie ist nicht das ideale System (Ich wage einfach mal, zu behaupten, dass es das ideale System bisher nicht gibt.), aber es ist das, was wir haben und daraus sollten wir das Beste machen.
Wichtig ist in meinen Augen dafür wirkliches Interesse an der Politik, den Programmen, Zielen und Methoden der einzelnen Parteien, nicht einfach nur irgendwen zu wählen, der auf dem Wahlplakat so nett lächelt. Die Politiker hingegen machen uns das reichlich schwer mit ihren endlosen Worten, die annährend nichts aussagen. Wenn man denen so beim Labern im Bundestag zuhört, driftet die Aufmerksamkeit schnell ab, das ist verständlich, aber grundfalsch! Viel wäre schon mit einer klaren und verständlichen Sprache auch -- und gerade! -- in der Politik geleistet.
Die Frage dabei ist: Wollen die das? Wollen die, dass die Leute tatsächlich wissen, was vor sich geht? In einer wirklichen Demokratie sollten sie das. Beide Seiten sollten es wollen. Es sollte nicht einmal zwei Seiten geben, Volksvertreter sollten das Volk vertreten und nicht die Industrie. Würden die Leute das wirklich fordern, würde auch irgendwann die Notwendigkeit bestehen.

Doch wie ruft man das Interesse an politischer Bildung bei jungen Leuten hervor -- den schon bei den jungen sollte man anfangen, bevor der Verdruss(ß?) sich zu sehr festigt --, die sich für nichts in der Richtung interessieren?

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